© Mittelland Zeitung; 11.11.2004
Von Beethoven und Händel zu Phil Collins
Othmarsingen Traditionelles Kirchenkonzert der Musikgesellschaft unter der Leitung von Jan Kurz
Kraftvoll und schmissig war das Eröffnungsstück «Two Fanfares». Wie der Name schon verrät, kommen hier vor allem die Blechbläser zum Zug bzw. zum Ton. Gekonnt wurde das Publikum mithilfe des versierten Moderators Wolfgang Jugovec in die Wirkenszeit von Georg Friedrich Händel versetzt. Interessant hörte sich die Lebensgeschichte des Herrn Farinelli an. Dies ist der legendäre männliche Sopran (Kastratensänger), dem das Stück gewidmet war, schön ausmusiziert und mit kleinen Solopartien der Flöten und Trompeten.
Ein etwas längeres Werk, die Vaudeville Suite, wurde im Anschluss gespielt. Das Publikum war eingeladen, einem Theater- oder vielmehr Musiktheaterabend beizuwohnen. Die fünfsätzige Suite reichte vom lebendigen, ja fast quirligen Auftakt über eine Zigeunerromanze, einer rassigen Variéténummer, einem «schrägen» Tanz im 5/4-Takt bis hin zum grossen Finale. Ein anspruchsvolles Werk, dem die Musikgesellschaft Othmarsingen in allen Teilen gerecht zu werden vermochte. Schade nur, dass die einzelnen Sätze durch die – zwar interessanten – Ausführungen des Moderators etwas von jenem Tempo verloren, welches einer raschen Theaterinszenierung besonderen Reiz verleiht. Weniger wäre hier mehr gewesen.
Mit der «Romanze in F» von Ludwig van Beethoven und der italienischen Oper «Diva» von Alfredo Catalani zeigte die Musikgesellschaft Othmarsingen musikalisches Fingerspitzengefühl in Bezug auf Ausdruck und Dynamik. Plötzlich zog dichter Nebel auf – zumindest in der Vorstellungskraft des Publikums. «The Pirates of the Caribbean» – ein spannender Abenteuerfilm mit einer ebensolchen Filmmusik. Pa ckende Rhythmen und fast lyrische Motive prägten dieses hervorragende Medley und gerade, weil dabei Piraten mit im Spiel sind, hat dieses Stück natürlich auch Ecken und Kanten. Mit «Bilitis» und einem Blues von Jacob de Haan «The Blues Factory», bei welchem der Moderator auch sein musikalisches Können auf der Bassgitarre unter Beweis stellte, schloss die Musikgesellschaft ihr offizielles Programm. Als Zugabe durften die Zuhörer die fetzige Musik des Walt-Disney-Films «Bären Brüder» geniessen und mit dem berühmten «Adagio» von Albinoni wurde das Publikum in die kalte und dunkle Novembernacht entlassen. (thw)